
Im Alltag stehen Eltern oft unter zeitlichem Druck. Wir haben ein Ziel vor Augen, zum Beispiel das Kind anzuziehen, weil wir noch einkaufen wollen. Es soll schnell gehen mit der Jacke, den Schuhen, der Mütze. Das Kind unterm Arm geht es zum Auto, aber das Kind will sich nicht anschnallen lassen und wehrt sich. Es gibt Geschrei und innere Aufruhr. Unsere Gedanken und Bewegungen werden spitz und sind manchmal nicht mehr ganz gewaltfrei. Und weil viele Eltern diese Erfahrungen machen scheint es, als würden solche Situationen unweigerlich zum Leben mit Kindern dazu gehören. Wir kennen es ja nicht anders. Wir glauben, dass wir Zeit gewinnen wenn wir schneller werden und Druck ausüben.
Wenn wir uns aber für Sanftheit entscheiden, wenn wir lernen, innezuhalten, machen wir Erfahrungen damit, dass sich alles auch auf ganz andere Weise fügen kann: Kinder und wir selbst brauchen es so sehr, Zeit zu haben um wahrzunehmen, was um uns herum und in uns vorgeht – und was andere mit uns vorhaben. Unseren Kindern dies anzukündigen, mit Worten und – solange unsere Kinder sehr klein sind – indem wir ihnen beispielsweise die Mütze oder die Schuhe zeigen, und dann einmal warten, atmen und dem Kind Zeit geben, kann wirkliche Wunder bewirken. Alles wird geschmeidiger, alles wird leichter, alles wird sanft. Widerstände, die sich aufbauen weil wir so sehr unter Druck stehen und Druck machen, können sich auflösen.
Und so ist es in vielen anderen Situationen mit Kindern in jedem Alter: wenn wir innehalten treten wir für einen Moment von unseren eigenen Zielen und Vorstellungen zurück. In der Pause die eintritt können wir sehr viel erfahren und auf ganz andere Weise mit uns und unseren Kindern in Kontakt kommen. So ist es auch eine feine Erfahrung wenn wir uns selbst die Zeit geben, uns erst einmal neugierig einer Situation und unserem Kind zuzuwenden, bevor wir sein Spiel oder seiner Arbeit unterbrechen. Innezuhalten ist auch eine Geste des Respekts, die unseren Kindern Raum zur Entfaltung gibt.
Auch wir selbst beschenken unsr, indem wir im Alltag immer wieder innehalten und Raum schaffen um uns an Achtsamkeit zu erinnern und an Wahrnehmung im gegenwärtigen Augenblick. Wir müssen nichts tun, nur für ein paar Momente unseren Atem wahrnehmen. Gerade an Tagen, an denen wir von einer Tätigkeit zur nächsten hetzen, gerade dann wenn wir in einen Modus geraten, in dem wir nur noch „to-do-Listen“ abhandeln, tausend Gedanken durch unseren Kopf schwirren und wir das Gefühl haben, gar nicht mehr bei uns selbst zu sein, bewirken Momente des Innehaltens einen tiefen Wandel.
Foto: Pixabay
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